Logo Lupe

Dr. Andreas Christoph im Interview (ThULB)

Feuilleton

Der Digitalisierungsschub im Kulturbereich hat in Thüringen bereits vielerorts zu neuen digitalen Lösungen und Maßnahmen geführt. Diese werden allerdings kaum flächendeckend wahrgenommen. Vor allem im ländlichen Raum fehlt es an Skalierbarkeit und Sichtbarkeit von Pilotprojekten, Forschungsansätzen oder Einzelmaßnahmen. Hierzu entwickelt die Kulturabteilung der Thüringer Staatskanzlei gemeinsam mit der Digitalagentur Thüringen die zukunftsweisende Sektorenstrategie. Als Arbeitsgrundlage soll die Strategie vor allem den digitalen Wandel im Thüringer Kultursektor aktiv gestalten, Chancen nutzen und die Herausforderungen im ländlichen Raum meistern. Ein wichtiger Stakeholder für die Entwicklung dieser Digitalstrategie ist Dr. Andreas Christoph, Abteilungsleiter für Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) in Jena. Er begleitet Einrichtungen der breitgefächerten Kulturlandschaft Thüringens durch die Anfor-derungen der digitalen Transformation und öffnet Perspektiven für Technikeinsatz, Prototypenentwicklung und hybride Teilhabe.

Wie schätzen Sie die Notwendigkeit einer eigenen Sektorenstrategie für den Kulturbereich ein?

 

Dr. Andreas Christoph: Für die Konzeption und Facettierung einer nachhaltigen – das heißt vor allem in sich stimmigen und anschlussfähigen – Gesamtstrategie fokussiert die ThULB auf die Bedarfe und Anforderungen der nationalen Kultur- und Bildungspolitik. Wesentliche Punkte sind für mich, dass die ThULB als Provider für Qualität, Konnektivität, Services und wissenschaftlich fundierte Kultur-Daten-Literacy dient – alltagsgetrieben und zukunftsorientiert.

Als eine der Top-3-Maßnahmen soll die ThULB zum Landesdigitalisierungszentrum für den Kultursektor werden. Welche Aufgaben kommen der ThULB damit  zu? Welche geplanten Maßnahmen gehören für Sie ebenfalls unter die Top 3?

 

Dr. Andreas Christoph: Die ThULB orientiert sich mit ihrem Portfolio an den digitalen Funktionsstrukturen des Alltags. Unsere Angebote sind zugeschnitten auf die Bedarfe und Anforderungen der Nutzenden, Besucherinnen und Besucher sowie Content-Erstellenden der verschiedenen Kultursparten. Dazu arbeiten wir vor und hinter den Kulissen in einem dynamischen Spannungsfeld: kulturbezogene Dienste, digitale Forschungsservices, Wissensvermittlung, Technikeinsatz und innovative Services. Eine wesentliche, dauerhafte Entwicklungsaufgabe ist dabei, Digitalkompetenz für die Thüringer Kultureinrichtungen verfügbar zu machen. Und zwar an einem attraktiven, vielfältigen und lebendigen Ort der Kommunikation, der Begegnung, des Forschens, Lernens und auch der Vermittlung – analog und digital.

Wenn Sie sich etwas wünschen dürften: Welche zukünftigen Maßnahmen wären für die Umsetzung der Digitalstrategie wesentlich?

 

Dr. Andreas Christoph: Wir entwickeln gemeinsam einen GLAM*ourösen Interaktionsraum für Daten und Digitalisate. Im Lebenszyklus der Digitalität sollte die ThULB Standards für die gesamte Prozesskette setzen: vom Erstellen der Digitalisate und der Datenerfassung über die Anreicherung und Annotation bis hin zur Informationsvisualisierung. Innovative Prototypen, die Etablierung von communitygetriebenen Services und ein digital ausgerichtetes Portfolio für den intermediären Kultur-sektor: Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena ist der Ankerpunkt für eine Wissens-, Innovations- und Kulturlandschaft im digitalen Wandel.

*Als GLAMs werden im internationalen Sprachraum Galleries, Libraries, Archives und Museums bezeichnet. Der GLAM-Sektor schließt damit auch die Aggregation der bestandswahrenden und kulturvermittelnden Einrichtungen in Thüringen mit ein.

Seite teilen