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Eine App für alle Verkehrsmittel?

Digitale Gesellschaft

Sylvia Lier gilt als profilierte Mobilitätsexpertin und Verfechterin des Mobilitätsbudgets. Ein Gespräch über die Vorteile der Digitalisierung im Verkehrssektor. Und wie einfache Zugänge zu allen Verkehrsmitteln zu weniger Auto, mehr ÖPNV und Shared Mobility führen können.

 

Frau Lier, die Welt der Mobilität befindet sich im Wandel. Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Die Digitalisierung hat den Zugang zu Verkehrsmitteln deutlich vereinfacht. ÖPNV-Tickets müssen nicht mehr wie früher am Automaten gekauft werden. Stattdessen wird das Smartphone zur Fahrkarte. Caroder Bike-Sharing-Fahrzeuge werden heute per App geöffnet, gestartet und wieder verschlossen. Menschen sind dadurch viel flexibler mobil unterwegs.

Ein großes Thema in dem Zusammenhang ist die Vernetzung unterschiedlicher Mobilitätsangebote.

In der Tat! Dafür werden Mobilitätsplattformen benötigt. Ideal wäre es, wenn das komplette Angebot aus ÖPNV, Shared Mobility oder On-Demand- Shuttles für alle Bürgerinnen und Bürger über einen zentralen Zugang
läuft. Das kann eine App sein. Einmal anmelden, alle Verkehrsmittel, ganz Thüringen. Eine One-Stop- Shop-Lösung sozusagen – inklusive Funktionen wie Buchung, Bezahlung, Fahrplanauskunft und Benachrichtigungen über Störungen in Echtzeit.

Klingt nach einer Mammutaufgabe; die Strukturen im Verkehrssektor sind stark fragmentiert. Wie kann die Vernetzung trotzdem gelingen, um der Thüringer Bevölkerung mehr Alternativen zum Auto zu bieten?

Wir haben es auf der einen Seite mit sehr komplexen digitalen Technologien zu tun, die man braucht, um verschiedene Systeme gut anzubinden. Auf der anderen Seite befürch ten viele Mobilitätsdienstleister, dass ihre Angebote durch Leistungen von Mitbewerbern kannibalisiert werden und sie deshalb Kundschaft verlieren. Hier muss die Politik gegensteuern, Visionen für Mobilität entwickeln und gesetzliche Vorgaben machen.

 

Welche Vorteile bietet der digitale Wandel für den Mobilitätssektor noch?

Menschen wünschen sich zunehmend flexible Mobilität, die zu ihrem Leben passt. Im Zusammenspiel von Auto, Bus, Bahn, Car- oder Bikesharing vereinfacht die Digitalisierung den Ein- und Umstieg auf umweltfreundliche Mobilität. Heißt, wenn mehr Menschen das Auto stehenlassen, wirkt sich das positiv auf die Lebensqualität und das Klima aus. Serientauglich werden in Zukunft auch digital gesteuerte, fahrerlose Busse werden, die dem Bedarf der Fahrgäste folgen statt dem Fahrplan.

Sie gelten als Verfechterin des klimafreundlichen Mobilitätsbudgets. Was hat es damit auf sich?

Vereinfach gesagt, verfügen hierbei Beschäftigte über ein festes Budget, um aus einer Vielzahl von Transportmöglichkeiten frei wählen zu können. Selbst die Fahrradreparatur könnte darüber bezahlt werden. Arbeitgeber
bieten ihren Mitarbeitern dieses Benefit als Alternative zum Dienstwagen oder als Pauschale für klimaschonendes
Pendeln. Das verbessert die CO2-Bilanz, steigert die Attraktivität der Arbeitgebermarke und wäre leicht umzusetzen.

Haben Sie abschließend praktische Tipps, wie wir im Alltag von digitaler Mobilität profitieren können?

Registrieren Sie sich beispielsweise für verschiedene Mobilitätsservices und probieren Sie diese aus! Oder verabreden Sie sich – vielleicht gemeinsam mit Freunden oder unterstützt durch den Arbeitgeber – zu kleinen Pilotprojekten wie „Ein Monat ohne Auto“! Das eigene Mobilitätsverhalten bewusst zu überdenken, ist ein guter Anfang.

"Jeder Dritte würde bei besseren Mobilitätsangeboten aufs eigene Auto verzichten." Quelle Bitkom


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