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Besserer Datentransfer zum Wohl der Patienten

Digitale Gesellschaft

Klinische Forschung und Patientenversorgung nachhaltig verbessern, indem man den Informations-Transfer in beide Richtungen mithilfe digitaler Technologien optimiert: Das ist das Ziel des bundesweiten Medizininformatik-Konsortiums SMITH. Mit dem Universitätsklinikum und der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist Thüringen federführend beteiligt.

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In der Medizin sind Versorgung und Forschung aufeinander angewiesen: In der klinischen Versorgung fallen Tag für Tag immense Datenmengen zu Krankheitsbildern, -verläufen und Therapien an. Für die klinische Forschung wertvolles Material, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Fließen diese dann wiederum in die Versorgung ein, können damit Diagnose und Therapie verbessert werden – zum Wohl der behandelten Patientinnen und Patienten.
Diesen Datentransfer zu ermöglichen, ist eines der Ziele der Medizininformatik-Initiative (MII), die das Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen hat, um Forschung und Versorgung mittels digitaler Technologien enger zusammenrücken zu lassen. Eines der vier in diesem Rahmen geförderten Konsortien ist SMITH (Smart Medical Technology for Healthcare – www.smith.care), in dem bundesweit über 300 Expertinnen und Experten aus Medizin, Klinik und IT zusammenarbeiten.

Damit die Forscherinnen und Forscher Versorgungsabläufe besser verstehen und analysieren können, müssen die routinemäßig anfallenden Daten entsprechend aufbereitet und in standardisierter (interoperabler) Form verfügbar gemacht werden. Neben der Zustimmung der Patienten zu einer solchen Sekundärnutzung ihrer Daten bedarf es hierfür geeigneter organisatorischer und technischer Verbindungsstellen zwischen der Krankenversorgung und der biomedizinischen Forschung an den jeweiligen klinischen Standorten. Die 19 SMITH-Konsortialpartner – neben dem Universitätsklinikum und der Friedrich-Schiller-Universität Jena weitere Universitätskliniken und Universitäten sowie Partner aus außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Industrie – haben hierfür in den letzten fünf Jahren eine gemeinsame Datenarchitektur entwickelt. Umgesetzt wurde diese in Datenintegrationszentren (DIZ) an den Universitätskliniken in Aachen, Bonn, Essen, Halle, Hamburg, Jena und Leipzig.

Die Vernetzungspartner Ruhr-Universität Bochum, das Universitätsklinikum Düsseldorf und die Universitätsmedizin Rostock bereiten den Aufbau solcher Zentren vor. Als Verbindungsstellen zwischen Forschung und Versorgung ermöglichen die DIZ nicht nur die Nutzung der Daten. Sie verstehen sich auch als Vermittler, die zur Datennutzung beraten, entsprechende Projekte organisieren und bei der Datenerschließung und -bereitstellung unterstützen. So bereiten die DIZ schrittweise verschiedene Module klinischer Behandlungsdaten (Basisdaten, Laborwerte usw.) aus den verschiedenen IT-Primärsystemen auf. Die Datenintegrationszentren müssen dabei insbesondere Datensicherheits-, Datenschutz-, Interoperabilitäts- und Qualitätsstandards einhalten.
Ziel ist es, Daten in anonymisierter oder pseudonymisierter Form standortübergreifend zur Verfügung stellen zu können, um damit Fragestellungen in wissenschaftlichen Projekten zu beantworten oder die Versorgung zu verbessern. Zudem sind auf der Grundlage dieser Daten auch Methoden der künstlichen Intelligenz in der Medizin anwendbar. Die Konsortien der MII haben sich auf eine gemeinsame Struktur für die Kerndatensätze geeinigt. Sie beruht auf internationalen IT-, Interoperabilitäts- und Terminologiestandards und ist zentrale Voraussetzung für die gemeinsame Datennutzung. Um die Funktionsfähigkeit und Effektivität der DIZ zu demonstrieren, wurden in SMITH ein methodischer und zwei klinische Anwendungsfälle hinterlegt. Die beiden klinischen Anwendungsfälle entstammen den Bereichen Infektionsmedizin (unter Federführung des Universitätsklinikums Jena) und Intensivmedizin und sollen direkt zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen. Beide Anwendungsfälle wurden unter Beteiligung der DIZ als Studie mit insgesamt mehr als 20.000 Patienten durchgeführt. Die Nachbeobachtungsphase der Studien läuft noch, erste Ergebnisse werden bis Ende 2022 erwartet. Ab 2023 geht die Medizininformatik-Initiative (MII) in die nächste Förderphase, wofür das BMBF insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Hier wird es unter anderem darum gehen, auch außeruniversitäre Versorgungseinrichtungen in das Forschungsdatennetz mit einzubinden und für die Nutzung von Gesundheitsdaten zu Forschungszwecken eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen.

Und der Nutzen für die Patienten? Sie sollen selbstverständlich von der Verschränkung von Versorgung und Forschung profitieren, schließlich ist die Digitalisierung weder Selbstzweck noch Allheilmittel. Im Sinne der evidenzbasierten Medizin will SMITH die Versorgung nur dort verbessern, wo ein nachweisbarer Nutzen für die Patienten belegt werden kann.

Weitere Informationen unter:
www.medizininformatik-initiative.de
www.smith.care


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